Einbrüche mittels Software verhindern

Im Jahr 2014 gab es in Deutschland so viele Einbrüche wie seit 15 Jahren nicht mehr. In mehr als 150.000 registrierten Einbruchsfällen verursachten die Diebe Schäden von über einer halben Milliarde Euro. Diese Zahlen gehen aus der offiziellen bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2014 hervor. Umso interessanter ist eine neue Software, die sich bereits in den Vereinigten Staaten bewiesen hat und jetzt nach Deutschland kommt. Sie soll Einbrüche vorhersagen können und damit sowohl das Verhindern vieler Einbrüche ermöglichen, als auch die Chance die Täter zu fassen.

Unterstützung für das polizeiliche Tagesgeschehen

Der Trend „predictive policing“ stammt aus Großbritannien und den USA und soll der Polizei bei der Einsatzplanung und der Prognose des Tagesgeschehens helfen. Vorreiter in Deutschland ist Bayern, denn dort entschied sich Innenminister Joachim Herrman von der CSU ein ähnliches Produkt anzuschaffen, nachdem ein erfolgreicher Test des Programms „Precobs“ an zwei Polizeipresidien durchgeführt wurde. Herrmann erklärte: „In den Prognosegebieten hatten wir weniger Wohnungseinbrüche und mehr Täterfestnahmen“. Der Mitbegründer der Software, Thomas Schweer, dämpft allerdings all zu hohe Erwartungen: „Es geht um Mustererkennung bei Massenkriminalität. Für die Vorhersage von Kapitalverbrechen ist Precobs nicht geeignet.“ Die Software Precops richtet sich demnach gegen die von Profis begangene Einbrüche. Aber auch ähnliche Delikte, wie beispielsweise organisierte Kfz-Diebstähle oder Straßenraube können damit vorhergesagt werden. Die Grundlage der Software basiert auf der Grundhypothese, dass professionelle Einbrecherbanden ihre Ziele sorgfältig auswählen. Kriterien wie geeignete Fluchtwege spielen hierbei eine große Rolle. Gelingt der Einbruch, gehen die Diebe einem Muster nach, welches Experten als „near Repeat“ bezeichnen – und genau hier kann die Software eingreifen. Precops analysiert dann täglich die Lage und gibt Hinweise, welche Viertel nun besonders gefährdet sein könnten. Daraufhin kann die Polizei reagieren und dort Streifen zur Abschreckung einsetzen oder gar Beamte auf die Lauer legen, um die Einbrecher auf frischer Tat zu ertappen. Auch in Nordrhein-Westfalen testet das Landeskriminalamt derweil eine Software in diesem Bereich. Im Gegensatz zu Precop sollen in diesem Programm allerdings noch zusätzliche Datenbestände, wie etwa Veranstaltungstermine, Wetterdaten oder Informationen zur Infra- und Bebauungsstruktur, mit in die Berechnung einfließen. Die Ergebnisse dieses Tests sollen im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.

Kritiker sind alarmiert und fürchten um den Datenschutz

Neben den positiven Auswirkungen dieser Software gibt es aber auch einige Kritiker, die fürchten, dass irgendwann nicht nur anonyme Muster in den Blick genommen werden, sondern es irgendwann auch um reale Menschen gehen könnte. Als Beispiel hierfür dient der Science-Fiction-Kurzgeschichtenklassiker „Minority Report“, der von einer Polizeieinheit handelt, die mithilfe von Hellsehern Morde vorhersieht und die künftigen Täter ohne Prozess vorbeugend für immer aus dem Verkehr zieht. Der Linke-Experte Andrej Hunko nennt die Software gar eine „Kampfansage an Bürgerrechte und Datenschutz“. Weiter sagt er „Aus den USA und Großbritannien wissen wir, dass solche Systeme später aufgebohrt werden und auf persönliche Informationen zugreifen.“ Dass diese Befürchtungen gar nicht so weit hergeholt sind, zeigt eine Erfahrung aus Großbritannien. Dort nämlich testet die Polizei Londons ein Verfahren, welches vorhersagen soll, ob und wann Mitglieder einer Gang erneut Gewalttaten begehen könnten. In Deutschland wäre die Verwendung eines solches Verfahren zwar höchst illegal, jedoch bleibt die Sorge.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.